Empfindsame Menschen mit Fußreflex begleiten, das tut gut.

2021.28. Achillessehne

Eine Patientin, Anfang 50, Kinderpsychologin, kommt wegen Fußschmerzen.

Vorgeschichte: Vor 20 Jahren hatte sie 2 Lungenembolien. Bis vor 2 Jahren trug sie Gummistrümpfe. Appendixoperation und 2x Kaiserschnitt. Sie hat jetzt schon lange durchgetretene Grundgelenke links 2/3/4, rechts 2/3, was ihr immer wieder weh tut. Divertikel im Enddarm: Reizdarm. Rückenschmerzen. Sie leidet unter beruflich „fremdbestimmtem“ Streß. Zahnwurzelentzündungen rechts. Schläft schlecht, wacht nachts um 1 Uhr auf.

Erstbefund: Zonen mehrerer Oberkieferzähne rechts, Wirbelsäule, Leber, Gallenblase, cardia, Pylorus, Dickdarm links, Enddarm+After, Becken außen. Die Füße sind sehr weich und überbeweglich. Die Achillessehne ist rechts deutlich verdickt.

Behandlung: Hauptsächlich Darm, Zähne, Lymphe. Gallenblase, Sphinkter, später mehr Wirbelsäule und Narben, Achillessehne beweglich massieren.
Parallel Zahnarzt, Massagen, Physiotherapie, vorsichtige Ernährung.

Anzahl der Behandlungen: 13x in 5 Monaten, dann nochmal 6x in 9 Monaten.

Reaktionen: Jedesmal ist sie am Anfang der Behandlung sehr empfindlich, braucht viele Ausgleichsgriffe, schläft aber besser. Die Zahnbereiche beruhigen sich, der Darm auch. Die Zonen der Bauchdecke sind noch empfindlich. Am Schluß hat sie kaum noch Schmerzen, läuft leicht und froh. Aber bei jeder neuen Streßsituation tut ihr wieder alles weh, besonders die Achillessehne. „Meine Füße schreien wieder nach dir“ sagt sie dann.

Ergebnis nach inzwischen 23 Jahren: Ihre Empfindsamkeit hat sich etwas stabilisiert, die Achillessehne verdickte sich deutlich nach dem viel zu frühen Tod des Mannes. Sie wurde nach ca. 2 Jahren wieder dünner. Die Patientin kommt seit Jahren ca. 1x im Monat, hat immer wieder verschiedene Krankheitssymptome und schmerzhafte Füße am Anfang, und am Schluß der Behandlung geht es gut. Auch mit 70 Jahren gibt sie noch Weiterbildungen im In-und Ausland, engagiert und fröhlich, aber immer auch um den Preis der eigenen Überforderung.

Persönliche Bemerkung: Ich habe mich daran gewöhnt, sie zu begleiten und nicht „heilen“ zu wollen. Aus unserer Beziehung ist längst eine Freundschaft entstanden. Von ihr habe ich gelernt, daß in einem sehr empfindlichen Leib ein starker, strahlender Mensch jahrzehntelang agieren kann. Für diese Erfahrung bin ich dankbar.
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