Seelische Notlage im Asylbereich: Fußreflex führte zur Entspannung

206.91.m: Seelische Nöte führten zu körperlichen Symptomen

Ein junger Mann, Anfang 30, lebt seit 2 ½ Jahren in unserem Städtchen, nachdem er geflüchtet ist.

Vorgeschichte: Ich habe ihn damals bereits im Rahmen der örtlichen Flüchtlingshilfe als einen zwar ernsthaften, aber auch hoffnungsvollen und energiegeladenen junge Mann kennengelernt. Vor einem Monat fiel mir auf, dass sich seine Ausstrahlung komplett verändert hatte. Er schien sehr angespannt. Auf mein Nachfragen sprudelte es aus ihm heraus, welche körperlichen Beschwerden ihn plagten. Das alles klang für mich so sehr nach einer körperlichen Manifestation seiner sehr belastenden Situation als Asylsuchender, dass ich ihm das Angebot machte, ihn mit RZF zu behandeln.

Akute Situation: Schmerzen in der LWS, seit ca. 3 Monaten -Schmerzen im Schulterblatt links -Verhärtete Muskulatur am rechten Bein durch teilweisen Muskelabriss am Oberschenkel und Kreuzbandriss, beides unbehandelt. Dadurch Schmerzen v.a. beim Treppensteigen. Schmerzen (Muskel/Sehne) im rechten Unterarm lateral, v.a. beim Heben. Alle diese Symptome beeinträchtigen ihn sehr bei seiner Arbeit als Reinigungskraft. Außerdem findet er morgens kaum Motivation, überhaupt zur Arbeit zu gehen, obwohl die Bedingungen dort für ihn, wie er selber sagt, gut sind.

Anzahl der Behandlungen: 6

Erstbefund: Beide Füße sind fast überall stark berührungsempfindlich. Das Gewebe ist fest und voller Spannung. Eine Befunderhebung ist erst ab der 3. Behandlung möglich. Hier zeigt sich eine Belastung v.a. in den Symptomzonen.

Behandelte Zonen: Ganz viele vorsichtige Ausgleichsgriffe und unspezifische Lockerungen des Gewebes, später sanfte Behandlung der Symptomzonen.

Reaktionen: Schon nach der ersten Behandlung fühlt sich der Patient leichter und deutlich entspannt. Ab der 2. Behandlung großes Vertrauen und Bereitschaft, die Behandlung anzunehmen. Er schläft regelmäßig nach etwa der Hälfte der Zeit ein und wird nach einer längeren Nachruhe von mir geweckt. Nach der 2. Behandlung tritt eine Reaktion des Magen-Darm-Traktes mit Durchfall und Übergeben ein, danach gibt es bei den Behandlungen eine deutliche Veränderung: Wesentlich weniger Schmerzempfindlichkeit und deutlich mehr Durchlässigkeit des Gewebes.

Ergebnis: Die Beschwerden werden von Termin zu Termin weniger. Nach der 6. Behandlung sagt der Patient, es geht ihm „sehr, sehr, sehr gut!“. Auch 4 Wochen nach Behandlungsende ist der Zustand stabil. Wenn ich ihn jetzt treffe, sehe ich einen strahlenden, zuversichtlichen jungen Mann, der einen geerdeten Eindruck auf mich macht. Er geht  wieder gerne und voller Motivation zur Arbeit und schafft seine Aufgaben dort, ohne dass ihn Schmerzen plagen.

Persönliche Bemerkung: Mir war und ist durchaus bewusst, dass es sich sehr wahrscheinlich um eine Traumabelastung  handelt, und dass durch das therapeutische Arbeiten auf körperlicher Ebene eine solche Belastung hervorbrechen könnte. Dennoch fand ich den gesamten Kontext – er lebt in einer festen Beziehung mit einer deutschen Frau, außerdem können wir uns recht gut auf Deutsch und Französisch verständigen – so stimmig, dass ich mir letztendlich diese Behandlungsserie einfach zutraute.
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