Chronisches Reizdarmsyndrom

208.02 Reizdarm-Syndrom mit vegetativen Begleiterscheinungen

Ein Mann, Anfang 80, sehr hager, sehr sensibel und penibel genau, kommt wegen der o.g. Beschwerden.

Vorgeschichte: Er ist verheiratet, hat 2 Kinder und einige Enkelkinder. Er leidet seit Jahrzehnten unter starken vegetativen Beschwerden vor allem im Darmbereich (Reizdarm-Syndrom), mit Blutdruckanstieg, Herz-Rhythmusstörungen, wechselnd starken Durchfällen und Obstipationen, einhergehend in „Schubphasen“ mit Krämpfen und Schmerzen, starker Schwäche und Depressionen. Er selbst ist meist sehr unruhig (die Beine können nie stillstehen). Alltagsbelastungen werden ihm schnell zu viel. Er hat im Laufe der Jahre gelernt, wie er damit umgehen kann (Rückzug, Autogenes Training etc.), dennoch wird er immer wieder von einem „Schub“ überrascht. Durch Zufall nahm seine Frau schon vor einigen Jahren bei einem dieser Schübe seine Füße in die Hand, woraufhin er sich schnell entspannen konnte. So stellte er sich bei mir schon vor 8 Jahren in meiner Praxis vor, um herauszufinden, ob ihm die Fußreflexzonen-Behandlung Linderung verschaffen könnte. In dieser Zeit brachte ich seiner Frau ein paar Grundgriffe bei, die sie bei ihm bis heute anwendet. Nach 7-jähriger Pause kam er nun erneut auf mich zu, nachdem er doch wieder vermehrt unter Durchfällen und den Begleiterscheinungen litt.

Befundung: Ich konnte aufgrund seiner Sensibilität keine Befundung durchführen, da gleich Reaktionen zu erwarten waren. Die Magen-Darm-Region fühlte sich allerdings beidseitig fest und knotig an.

Anzahl der Behandlungen: 6 Behandlungen in fast wöchentlichem Abstand

Behandelte Zonen: Eutonischer Griff (Brotschiebergriff) zu Beginn, weiche Rotationen im Sprunggelenk (Füße waren immer „stocksteif“), sehr viele Ausgleichsgriffe (Yin-Yang, Solar Plexus, kleiner Energiekreislauf, Lemniskate), Solar Plexus lange sedierend mit nur weichem Griff, Magen-Darm-Region je nach Ausgangszustand des Patienten, bei Durchfall nur sedierend (dabei dem Verlauf des Dickdarms folgend und Dünndarm an einer Stelle haltend), bei Obstipation dehnend und mit sehr weichen Griffen tonisierend, Flexuren, Sphinkter sehr sanft. Zwerchfell dehnend (Platz schaffen für Solar plexus, Herz, Colon transversum), Lymphbehandlung, Wirbelsäule mit Handballen ausstreichend, sanft streichend rechts und links neben der Wirbelsäule (Sympathikus) und in der HWS- und Sacrum-Zone (Parasympathikus). Kopfzonen wurden immer wieder integriert mit streichenden Griffen. Gleichzeitiges Halten Gehirn und Dünndarm = Formenähnlichkeit)

Anmerkung: Meine eigene Präsenz war bei diesen Behandlungen besonders wichtig, um die richtige Intensität bzw. Weichheit zu halten und um ihm mit meiner Zugewandtheit den Raupengriff zu ersetzen, der bei ihm nicht möglich war.

Reaktionen: Der Patient konnte sich während der Behandlungen immer sehr entspannen, deutlich zu sehen auch an seinen Füßen, die nach und nach loslassen konnten. Obwohl er ein sehr kontrolliertes Auftreten hat, schlief er häufig ein. Seine auftretenden Darmgeräusche waren für mich wegweisend (Dosis und Vorgehensweise sind richtig). Nach der 1. RZF: Tage später ein starker „Schub“ mit anhaltendem Durchfall. Sehr erschöpftes Ankommen zur 2. RZF, mit Darmkrämpfen und Schmerzen. Daher in der 2. RZF nur Sedierungen und Ausgleichsgriffe. Gleichzeitig bekam er ein feucht-warmes Heublumenkissen auf den Unterbauch. Konnte danach schmerzfrei und gestärkt die Praxis verlassen. RZF 4 – 6 verliefen mit einigermaßen stabilem Befinden, obwohl in wenigen Tagen ein Umzug ins „Betreute Wohnen“ ansteht und er sehr belastet ist damit. Die Region Solar Plexus und Magen-Darm haben sich deutlich entspannt.

Begleitmedikation: Ab 2. RZF Myrrhinil intest + Uzara-Wurzel bei Durchfall, Neurodoron durchgehend, Spascupreel bei Bauchkrämpfen, Crataegus comp. und Rytmopasc bei Blutdruckschwankungen und Herzrhythmusstörungen.

Ergebnis: Der Patient geht stabil in seinen Umzug, danach will er mit seiner Frau kommen, damit ich sie weiter in der Fußreflex-Behandlung schule.

Persönlich: Ich habe bei diesem Patienten gelernt, dass weniger mehr sein kann.
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